H1 Protonen-Vorwärtsspektrometer
Im H1 Protonen-Vorwärtsspektrometer werden Wechselwirkungen untersucht, bei
denen die Protonen unter einem so kleinen Winkel gestreut werden, dass sie das
Strahlrohr nicht verlassen. Zum Nachweis dieser Teilchen werden in einiger
Entfernung vom Wechselwirkungspunkt in sog. Römischen Töpfen (Roman Pots)
Faserdetektoren in das Strahlrohr eingeführt und so nahe wie möglich an den
Teilchenstrahl herangefahren. Die szintillierenden Fasern in Verbindung mit
ortsempfindlichen Photomultipliern ermöglichen die Bestimmung von Spuren
ionisierender Teilchen, die den Hauptstrahl verlassen haben.
Die bestehende Anordnung von vier Roman Pots, die im Abstand von 60 bis 90 m
vom Wechselwirkungspunkt installiert sind (Forward Proton Spectrometer FPS)
wird nun um zwei weitere Detektoren ergänzt, die eine Distanz von 220 m zum
Wechselwirkungspunkt haben (Very Forward Proton Spectrometer VFPS).
Die VFPS Elektronik läßt sich schematisch so darstellen:
H1 Very Forward Proton Spectrometer VFPS
Readout Scheme for one Pot
Jeder Topf ist mit 8 ortsempfindlichen Photomultipliern (PSPM) zu je 16 Kanälen
ausgerüstet und stellt damit insgesamt 128 Spurinformationen zur Verfügung.
Diese werden als analoge Impulse zunächst verstärkt und dann differentiell zu
einem Überrahmen getrieben, wo sie nach der Digitalisierung durch 6 Bit ADC's
in Schieberegistern (Pipeline) gespeichert werden.
Zusätzlich gibt es in jedem Topf 16 kleine Szintillationsdetektoren, die eine
schnelle Information über eine mögliche Spur liefern sollen (Trigger). Deren
Signale werden über Komparatoren einem Trigger Board zugeführt, wo mit Hilfe
logische Kombinationen Spurkandidaten entdeckt werden, die zu einem
Triggersignal führen.
Hat das H1 Experiment einen Trigger ausgelöst, wird der Schiebeprozeß in den
Pipelines angehalten und die Daten des ausgewählten Ereignisses werden vom
Crate Controller aus den einzelnen Schieberegisters ausgelesen und über einen
Lichtwellenleiter zum Master Controller im Kontrollraum geschickt.
Zur Steuerung und Synchronisation des Detektors gibt es eine weitere optische
Übertragungsstrecke, auf der Kontrollsignale vom Kontrollraum zum Spektrometer
gesendet werden.
Das
VFPS Electronics Manual beschreibt die Elektronik in allen
Einzelheiten.
Weitere Entwicklungen betreffen die Kontrolle des Detektors.
Ein Temperatur - Monitor überwacht die Temperatur in den Töpfen und
schaltet bei Überschreitung eines Grenzwertes die Spannungsversorgung ab. Die
Computeranbindung erfolgt über den Feldbus CAN. Nähere Einzelheiten finden sich
im
Manual.
Die exakte Positionsbestimmung der Detektoren im Strahl geschieht mit
Längenmeßgeräten der Firma Heidenhain. Eine kostengünstige Auslese der
absoluten Position liefert das neu entwickelte CAN - Heidenhain - Interface,
welches ebenfalls den Feldbus CAN zur Verbindung der weit entfernten Meßstellen
benutzt. Wie im
Manual nachzulesen ist, ist dieses
Interface für alle Heidenhain - Encoder geeignet, die über eine ENDAT -
Schnittstelle verfügen.
Ebenfalls am CAN Bus befindet sich ein Watch - Dog - Modul, welches im
Falle des Versagens des Motor - Steuerungsprogrammes das Herausfahren
aller Detektoren aus dem Strahl veranlaßt. Im
Manual ist die Funktionsweise dieser
Einheit dargestellt.
Für die Überwachung der Hit - Rate im Detektor wurde eine Coincidence - Unit
entwickelt, welche die frei programmierbare logische Verknüpfung der einzelnen
Detektorsignale ermöglicht. Das
Manual beschreibt den Aufbau.